Stadtarchiv erhält wertvolles Objekt - Kurfürstliche Wappentafel von 1767
Am 5. Januar übergab der Ex-Staatsekretär und profunde Kenner der Mainzer Münzgeschichte, Dr. Eckhart Pick, dem Stadtarchiv Mainz eine gut 200 Jahre alte Mappe mit kostbarem Inhalt. Die Kultur- und Baudezernentin der Stadt Mainz, Marianne Grosse, und der Leiter des Stadtarchivs, Prof. Dr. Wolfgang Dobras, nahmen das wertvolle Geschenk gerne entgegen.
Der Inhalt der Mappe ist ein großer Kupferstich mit einer Wappentafel der Mainzer Bischöfe und Erzbischöfe von den legendären ersten Bischöfen Crescens und Marinus aus (angeblich) römischer Zeit bis zum Erzbischof Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1763-1774).
Angefertigt wurde der Kupferstich von dem Kupferstecher und Kartographen Heinrich Hugo Cöntgen, Mitglied einer angesehenen Mainzer Kupferstecherdynastie.
Besonders bemerkenswert an diesem Objekt ist der erste bekannte Besitzer. Das war der Mainzer Domherr Franz von Kesselstatt (1753–1841), der sich auch als Maler und Kunstsammler hervorgetan hat. Er hat eigenhändig drei Bischöfe nachgetragen, die beim Druck der Tafel 1767 noch nicht berücksichtigt worden waren.
Wappentafeln sind eine wichtige Quelle für die Geschichtswissenschaften. Sie dokumentieren das ausgeprägte Standesbewusstsein der Gesellschaft vor der Zeit der Französischen Revolution. Der Auftraggeber der Tafel, der Mainzer Erzbischof Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim, wollte sich mit seinem Wappen in die Tradition seiner Vorgänger stellen.
Leider gab es bei dieser Art der Selbstdarstellung ein Problem, wie der Leiter des Stadtarchivs, Herr Professor Dobras, hervorhebt: „Wappen entstanden erst im Lauf des Mittelalters. Der erste Mainzer Bischof mit einem persönlichen Wappen war Matthias von Buchegg. Die Wappen der Bischöfe vor 1321 sind nicht authentisch.“
Mit anderen Worten: Von den 102 Wappen der Tafel sind 68 Wappen Erfindungen!